Dr. Thomas Wiebogen-Wessely

Onkologie, innere Medizin

Milztumoren bei Hund und Katze

Zusammenfassung

Tumoren der Milz können sich als solide lokalisierte Knoten oder als diffuse Durchsetzung des gesamten Organs zeigen. Weiters können solchen Tumoren verschiedenste Ursprungsgewebe zugrunde liegen (Blutgefäße, lymphatisches Gewebe, glatte Muskulatur, Bindegewebe).

Definition

Tumoren der Milz werden beim Hund deutlich öfter angetroffen als bei der Katze. Meist handelt es sich um Notfälle, wenn der Tumor rupturiert („durchgebrochen“) ist und in den Bauch blutet. Die Tiere werden dann mit einem verminderten Allgemeinbefinden, blassen Schleimhäuten und einem immer kugeliger werdenden Bauch vorstellig. In manchen Fällen werden diese auch bei einem Routinecheck (wenn in diesem Zusammenhang ein Ultraschall gemacht wird) oder als Nebenbefund bei der Untersuchung eines anderen Krankheitsbildes erhoben. Dann kann eine Entfernung geplant erfolgen. Symptome sind in Frühstadien selten.

Milztumoren beim Hund

Die Prognose von Zubildungen an der Milz ist stark von der Art der Veränderung abhängig. Zirka 2/3 der Milzveränderungen sind beim Hund neoplastisch bedingt. Davon sind jedoch weiter 2/3 bösartig. In Summe kann also gesagt werden, dass nur jede 2. Zubildung an der Milz unfreundlicher Natur ist und nicht wie oft landläufig geglaubt wird, jeder Milztumor bösartig ist. Der häufigste bösartige Tumor in diesem Zusammenhang ist das Hämangiosarkom:

Dies ist ein bösartiger Tumor, der von den Blutgefäßen ausgeht. Prinzipiell kann ein Hämangiosarkom überall im Körper entstehen (häufig: Milz, rechter Vorhof des Herzens, Leber, Haut, Muskulatur). Da dieser Tumor in der Lage ist sehr rasch zu streuen, ist es manchmal schwierig herauszufinden, welche die Primärlokalisation war.

Rasseprädispositionen sind für Boxer, Flat Coated Retriever, Berner Sennenhunde und Deutsche Schäferhunde beschrieben. Das Durchschnittsalter beträgt 9-10 Jahre. Zum Zeitpunkt der Diagnose liegen leider auch schon öfter Metastasen vor, weshalb ein Staging vor einer etwaigen Operation wichtig ist, da dies in der Regel die Entscheidung des Tierbesitzers beeinflusst.

Ein Milztumor wird meist erst dann entdeckt, wenn er Probleme macht. Oft werden Hunde als Notfall vorgestellt, weil der Tumor rupturiert ist und in die Bauchhöhle blutet.

Schon im Röntgen können erste Hinweise auf einen Milztumor gegeben sein. Die endgültige Diagnose wird mittels Ultraschall gestellt, hier werden auch die anderen Bauchorgane (allen voran Leber und Nieren) auf Metastasen untersucht. Aufgrund der hohen Metastasierungsrate ist es außerdem wichtig, die Lunge auf Tumorabsiedelungen zu untersuchen und idealerweise auch das Herz.

Wenn Patienten mit aktiv blutenden und/oder geplatzten Tumoren an der Milz vorgestellt werden, ist schnelles Handeln wichtig. Nach initialer Kreislaufstabilisierung (unter Umständen ist eine Bluttransfusion notwendig) sollte der blutende Milztumor so rasch als möglich chirurgisch entfernt werden um ein innerliches Verbluten zu verhindern. In der Klinik ist die chirurgische Entfernung der Milz (=Splenektomie) ein Routineeingriff mit einer niedrigen Komplikationsrate.
Die Prognose ist abhängig vom Allgemeinzustand unseres Patienten und von der pathohistologischen Untersuchung des Labors nach der Operation. Bei Vorliegen eines bösartigen Tumors, kann eine im Anschluss an die Operation durchgeführte Chemotherapie die Überlebenszeit mitunter deutlich verlängern. Unser onkologisches Team berät sie hier gerne ausführlich.

Wie bereits eingangs erwähnt, gibt es auch Tumorarten in der Milz, die von der Muskulatur oder dem Bindegewebe ausgehen.

Das Vorgehen hinsichtlich Diagnostik und Therapie deckt sich zu großen Teilen mit dem beim Hämangiosarkom, die Prognose unterscheidet sich jedoch oft deutlich. Nicht vergessen darf man, dass auch Hämatome der Milz oder andere gutartige Zubildungen die gleiche Symptomatik verursachen können. In diesem Fall würde es aber bedeuten, dass mit einer Operation das Problem zur Gänze behoben ist und die Patienten im Anschluss geheilt sind.

Vor der Operation ist es oft schwierig herauszufinden um welchen Tumor es sich handelt, da Punktionen der Milz aufgrund der guten Durchblutung oftmals nicht diagnostisch sind und Biopsien aufgrund des Blutungsrisikos nicht durchgeführt werden sollten.

Wenn es sich nicht um solide Knoten sondern um generalisierte Gewebsveränderungen der Milz handelt wie beispielsweise bei Lymphomen oder Mastzelltumoren wird eine Punktion durchgeführt, da diese Erkrankungen mitunter systemisch therapiert werden und nicht chirurgisch.

Milztumoren bei der Katze

Bei Katzen treten Milztumoren wesentlich seltener auf. In den meisten Fällen sind es Tumoren, die zu einer generalisierten Vergrößerung der Milz führen und nicht zu solitären Knoten.
Katzen werden auch in den seltensten Fällen als Notfälle vorgestellt. In der Regel werden die Katzen mit Symptomen wie Apathie, Inappetenz und Gewichtsverlust vorstellig und die neoplastische Veränderung im Zuge einer Allgemeinuntersuchung auffällig. Im Zuge der Abklärung wird eine Ultraschalluntersuchung und eine Punktion der Milz durchgeführt.

Häufiger kommen bei der Katze Mastzelltumoren der Milz vor. Mastzellen sind Zellen des Immunsystems und oft als Verursacher von Hauttumoren anzutreffen. In manchen Fällen können auch Organe wie die Milz betroffen sein.

Das maligne Lymphom ist eine Tumorart der Katze, bei der Lymphozyten (Zellen der körpereigenen Abwehr) entarten. Auch hier wird die Diagnose mittels Ultraschall und Punktion gestellt. Meist sind mehrere Organe betroffen, was eine Entfernung der Milz fraglich sinnvoll macht. In so einem Fall ist die Chemotherapie das Mittel der Wahl.

Findet man doch eine solitäre Milzveränderung, so kommen auch hier Hämangiosarkome oder diverse Bindegewebstumoren in Frage. Die Therapie der Wahl ist hier ebenso die Splenektomie.

Symptome

Ist Ihr Tier plötzlich müde und liegt vermehrt herum, hat es blasse Schleimhäute und der Bauch wirkt immer kugeliger und umfangsvermehrter ist eine sofortige Vorstellung in der Klinik nötig.

Wir können zu jeder Tages- und Nachtzeit jegliche Diagnostik und auch sofortige Operationen durchführen.

Ist der Blutverlust massiv, kann eine Bluttransfusion nötig werden. Dank unserer freiwilligen Spender, denen ein großes Lob gebührt, haben wir auch die Möglichkeit, Blut zu transfundieren.

Quellen

  • Kessler M. (2013, Hrsg.): Kleintieronkologie, Enke, 3.Auflage
  • Dobsen JM, Lascelles BD (2011): BSAVA Manual of Canine and Feline Oncology, 3.Auflage