Zecken und dadurch übertragene Erkankungen

Zusammenfassung

Nicht mehr nur in den wärmeren Jahreszeiten werden Zecken zunehmend ein Problem. Jedoch ist nicht nur die Zecke selbst problematisch, vielmehr sind es potentielle Erkrankungen, welche mit der Blutmahlzeit übertragen werden können. Schon einige Stunden nach dem Biss können bestimmte Erreger übertragen werden, welche z.T. lebensbedrohliche Symptome auslösen können. Allgemein gilt, Vorsorge ist besser als Nachsorge, weshalb eine adäquate, regelmäßige Zeckenprophylaxe zu empfehlen ist.

Ursache

Wenn es wärmer wird, werden Zecken im Gras, Sträuchern und Wald wieder aktiv und suchen nach einer Blutmahlzeit bei Säugetieren. Abgesehen vom störenden Zeckenbefall selbst, können diese Viren, Bakterien und Parasiten übertragen, welche schwere Erkrankungen auslösen können.

Zeckenübertragene Erkankungen

  • Anaplasmose (Anaplasma phagocytophilum)
  • Ehrlichiose (Ehrlichia canis)
  • Borreliose (Borrelia spp.)
  • Babesiose (Babesia spp.)
  • Hepatozoonose (H. canis)
  • FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis)

Symptome

Der Zeckenbefall selbst verursacht normalerweise keine direkten Probleme. Nur bei hochgradigem Befall sind Symptome durch eine Blutarmut zum Beispiel möglich. Lokal kann es an der Bissstelle zu Hautreizungen kommen, v.a. wenn die Zecke unsachgemäß entfernt wird und der Kopf stecken bleibt.

Schwere Symptome sind jedoch durch die evtl. übertragenen Krankheitserreger möglich. FSME kommt selten vor und führt zu Fieberschüben, starken Schmerzen bei Halsbewegungen und neurologischen Ausfällen (Krämpfe, Lähmungen). Anaplasmose kann Symptome wie Fieber, Mattigkeit, Lahmheiten (Gelenks- und Muskelschmerzen), Erbrechen mit Durchfall und evtl. auch Blutungen hervorrufen. Ehrlichiose ist deutlich seltener und führt eher zu Blutungen (typisch ist Nasenbluten). Bei der Babesiose kommt es zu einer Zerstörung der roten Blutzellen, welche zu einer ausgeprägten Blutarmut (Anämie) und in deren Folge zu starker Mattigkeit führt. Typisch ist bei der Babesiose der braun-rot verfärbte Harn (“Cola-Harn”). Ob in Europa krankmachende Borreliose-Stämme vorkommen ist umstritten. Fakt ist, dass die meisten Hunde Antikörper-positiv sind, aber keine Symptome aufweisen. Es wird eher davon ausgegangen, dass die Infektion in Europa nicht zum Ausbruch einer Erkrankung führt.

Diagnose

Haustiere werden häufig von Zecken befallen und eine weitere Abklärung wird in der Regel nicht durchgeführt. Beim Auftreten bestimmter Symptome im Zusammenhang mit Zeckenbefall wird jedoch dringend zu einer weiteren Abklärung geraten. Dazu zählen Fieber unbekannter Ursachen, Mattigkeit, Blutungen und Blutarmut, Lahmheiten und Lähmungserscheinungen. Eine Blutuntersuchung kann wertvolle Hinweise liefern. Bei einer Ehrlichiose ist z.B. eine ausgeprägte Thrombozytopenie typisch. Ein Anstieg spezifischer weißer Blutzellen (Monozyten und neutrophile Granulozyten) weist auf eine Infektion hin. Bei spezifischem Verdacht wird ein Blutausstrich angefertigt: Babesien können in den Erythrozyten (roten Blutzellen), Anaplasmen in den neutrophilen Granulozyten (weiße Blutzellen) gefunden werden. Das beste Untersuchungsverfahren zum Nachweis einer akuten Infektion ist eine PCR-Untersuchung. Dabei werden auch nur kleinste Bestandteile der Erreger im Blut nachgewiesen. Eine Antikörper-Untersuchung hat den Nachteil, dass nicht zwischen einer frischen und einer schon längeren zurückliegenden Infektion unterschieden werden kann. Erst ein zweiter Antikörpertest nach einigen Wochen, lässt über einen deutlichen Antikörperanstieg eine Aussage zu.

Therapie Zeckenbiss

Zecken sollten beim Auffinden sofort entfernt werden, da die meisten Erreger erst nach einigen Stunden übertragen werden. Am einfachsten ist das Entfernen mit speziellen Hilfsmitteln (Zeckenzange, Zeckenschlinge, …). Die Zecke wird damit möglichst nahe an der Haut fixiert und mit moderatem Zug herausgezogen. Drehbewegungen sind nicht notwendig, da eine Zecke kein Gewinde besitzt. Öle oder sonstige Hausmittel sollten nicht auf die Zecke aufgebracht werden, da diese ein „Erbrechen“ der Zecke auslösen können, sodass Krankheitserreger erst recht in ihr Haustier übertragen werden. Nach dem Entfernen der Zecke, kann die Bissstelle mit einem Desinfektionsmittel gereinigt werden. Bleiben Teile der Zecke in der Haut zurück, können diese mit einer Nadel und einer Pinzette entfernt werden.

Therapie zeckenübertragener Erkrankungen

Werden Infektionen durch zeckenübertragene Erreger (Babesiose, Anaplasmose, Ehrlichiose, …) vermutet, wird sofort mit einer Behandlung begonnen bis das endgültige Testergebnis eingetroffen ist. Bei massiven Befällen kann der Erreger oft schon im Haus unter dem Mikroskop diagnostiziert werden. Die Erreger selbst werden mit bestimmten Antibiotika oder Antiparasitika therapiert.

Da es im Zusammenhang mit der Infektion oft zu einer starken Überreaktion des Immunsystems kommt, ist in bestimmten Fällen (immunmediierte hämolytische Anämie, hochgradige Thrombozytopenie) auch der kurzzeitige Einsatz von Kortison bzw. eine intensivmedizinische Betreuung und die Gabe von Bluttransfusionen etc. notwendig.

Prophylaxe

Die beste Vorbeugung gegen Zecken und deren übertragene Krankheiten, stellt die Verhinderung des Zeckenbisses dar. Zahlreiche Mittel (Auftropf-Präparate, Kautabletten, Halsbänder) stehen zur Verfügung, wobei nicht jedes für Ihr Tier geeignet ist. Am besten werden die Vor- und Nachteile der Produkte persönlich mit dem Tierarzt, z.B. im Rahmen der Impfung oder Vorsorgeuntersuchung, besprochen. Kokosöl, Knoblauch und sonstige Hausmittel zeigen meist nicht den gewünschten Erfolg.

Quellen

  • Pantchev N, Pluta S, Huisinga E, Nather S, Scheufelen M, Globokar Vrhovec M, Schweinitz A, Hampel H, Straubinger RK (2017): Zecken-übertragene Erkrankungen beim Hund. Vetjournal 4: 56-60.