Mag. Bibiana Drbal

innere Medizin

Harnsteine bei Hund und Katze

Zusammenfassung

Harnsteine bei Hunden und Katzen kommen häufiger vor als vom Tierbesitzer angenommen. Nicht immer sind Harnsteine mit einer Schmerzsymptomatik verbunden.  Erst wenn durch die Steine Entzündungen hervorgerufen werden, oder Harnabsatzschwierigkeiten durch Blockaden, kann der Tierbesitzer eine deutliche Verhaltensänderung oder Symptome wahrnehmen. In vielen Fällen kann leider von einer Operation nicht abgesehen werden.

Ursachen

Harnsteine (Urolithen) können aus verschiedenen Gründen entstehen. Oft ist es das Zusammenspiel mehrerer Faktoren, die dazu führen, dass sich Kristalle oder Steine bilden.

Zum einen können Entzündungen der ableitenden Harnwege zur Kristallbildung führen. Der pH-Wert des Urins spielt dabei eine wichtige Rolle. Die Menge an Harn, die produziert wird, ist nicht unbedeutend, denn wenn die Konzentration gewisser Mineralien im Harn zu hoch ist, werden ebenso Kristalle gebildet. Damit hängt indirekt das Trinkverhalten zusammen. Je mehr das Tier trinkt, desto weniger konzentriert ist der Harn am Ende. Auch die Ernährung hat Einfluss auf die Zusammensetzung des Harns: welche Mineralien gehäuft vorkommen ist dadurch bedingt.

Da unterschiedliche Mineralien unterschiedliche Kristalle bilden, gibt es auch verschiedene Arten von Harnsteinen. Beispiele dafür sind Struvitsteine, Calciumoxalate, Urate und Cystinsteine.

Übergewicht per se erhöht das Risiko an Harnsteinen zu erkranken, sowohl bei Hunden als auch bei Katzen.

Beim Dalmatiner gibt es zusätzlich eine genetische Mutation, die den Eiweißsstoffwechsel so beeinflusst, dass häufiger Uratsteine ausgebildet werden. Auch in Verbindung mit portosystemischen Shunts kommt es gehäuft zum Auftreten von Blasensteinen.

Symptome

Blutiger Harn und häufiges Harnpressen, wobei nur tröpfchenweise Harn abgesetzt wird sind Alarmzeichen, die einen Tierarztbesuch zur Folge haben sollten. Manchmal machen unsere Haustiere auch lautstarke Schmerzäußerungen beim Harnabsatz, vor allem dann, wenn Blockaden und starke Entzündungen Ursache sind. Oft können die Symptome von Blasensteinen nicht von denen einer unter anderen Umständen auftretenden Blasenentzündungen unterschieden werden, weil ja auch durch Blasensteine eine Entzündung hervorgerufen wird.

Diagnose

Wie immer ist der erste Schritt eine allgemein klinische Untersuchung mit ausführlicher Anamnese.

Die weiteren diagnostischen Schritte inkludieren Bildgebung (Röntgen und/oder Ultraschall) sowie eine Harnuntersuchung. In manchen Fällen reicht die Untersuchung von Spontanharn aus, in anderen Fällen kann die Untersuchung eines Zystozenteseharns, der unter sterilen Bedingungen entnommen wurde, notwendig sein. Der Harn wird hinsichtlich pH-Wert, Eiweiß, Entzündungszellen, dem Vorliegen von Bakterien und vielem mehr untersucht. Weiters wird auch das Harnsediment beurteilt um Kristalle identifizieren zu können.
Im Ultraschall können Sediment und Steine jeglicher Größe dargestellt werden, aber auch das Röntgen kann hilfreich sein um röntgendichte Steine vor allem in der Harnröhre darzustellen.

Auch eine Blutuntersuchung zählt zur Standardabklärung um insbesondere Veränderungen der Entzündungszellen und Nierenwerte zu erkennen.

Therapie

Die eingesetzte Therapie richtet sich nach der gestellten Diagnose.

Handelt es sich um eine Blockade der abführenden Harnwege, wie sie beim Kater häufig vorkommt, muss diese durch das Setzen eines Harnkatheters schleunigst behoben werden. Hierbei handelt es sich um einen Notfall! Diese Blockade ist oft durch kleinste Kristalle, die mit Entzündungsprodukten Koagel bilden, verursacht. Nach dem Setzen des Harnkatheters wird eine Blasenspülung durchgeführt, um so viele Harnkristalle wie möglich aus der Harnblase zu entfernen. Meist ist danach eine konservative Therapie (Belassen des Harnkatheters, rglm. Spülung der Blase für einige Tage, Entzündungshemmer, Futterumstellung) möglich. Bei rezidivierenden Blockaden muss über eine chirurgische Intervention nachgedacht werden.

Bei sehr großen Blasensteinen, wie sie häufiger beim Hund vorkommen, besteht der Rat zu einer Operation. Die Blase wird hierbei eröffnet und die Steine entfernt. Nachfolgend ist immer wichtig eine Steinanalyse durchzuführen um zu bestimmen welche Diät gefüttert werden soll bzw. welche anderen prophylaktischen Maßnahmen sinnvoll sind.

Achtung! Auch beim Hund ist eine Blockade der Harnröhre durch Steine möglich – in dem Fall kann der Hund keinen Harn mehr absetzen und schnelles Eingreifen ist erforderlich.

Bei Blockaden und somit ausbleibendem Harnabsatz kann es zu einem akuten Nierenversagen kommen!

Prophylaxe

Sind Kristalle oder Steine bekannt sollte je nach Steinanalyse die Fütterung angepasst werden.

Auch das Anregen der Wasseraufnahme spielt vor allem bei Katzen eine Rolle, da diese immer weniger trinken. Trinkbrunnen oder das Aufstellen mehrerer Wasserschüsseln sind hierbei Möglichkeiten.

Ebenso spielt Bewegung eine große Rolle – zu gut genährte Tiere neigen zu Kristall- oder Steinbildung. Weniger Bewegung führt zu geringerer Wasseraufnahme, was wiederum den Mineralienanteil im Harn negativ beeinflusst, da der Harn zu stark konzentriert und zusätzlich weniger Urinmenge produziert wird. Die Harnblase wird somit auch seltener entleert/gespült. Kleine Kristalle lagern sich ab und haben mehr Zeit zu größeren Konkrement zu verklumpen.

Quellen