Mag. Boris Sariciftci

Allgemeinmedizin

felines Immundefizienzvirus (FIV)

Zusammenfassung

Das feline Immundefizienzvirus, umgangssprachlich auch Katzenaids genannt, ist eine häufige Infektionserkrankung freilaufender Katzen. Eine Übertragung erfolgt hauptsächlich durch Bissverletzungen, die durch Territorialkämpfe entstehen und bedingt eine zeitlebens bestehende Infektion.

Übertragung

FIV wird direkt über Speichel oder Blut im Rahmen von Bissverletzungen zwischen Katzen übertragen. Es besteht dadurch ein erhöhtes Risiko für freilaufende, ausgewachsene Kater. Das durchschnittliche Alter für FIV-infizierte Katzen liegt bei 5-6 Jahren. Eine Übertragung im Rahmen einer Trächtigkeit ist beschrieben, aber sehr selten.  Aufgrund der persistierenden Infektion sollte bei potenziellen Blutspendern stets ein FIV-Status erhoben werden. Das zoonotische Potential des felinen Immundefizienzvirus konnte bisher nicht nachgewiesen werden, bei immunsupprimierten Individuen wird trotzdem der Rat zur Vorsicht ausgesprochen, um etwaige Sekundärinfektionen zu vermeiden.

Symptome

Die FIV-Erkrankung kann in 3 Phasen unterteilt werden:

  1. akute Phase – Dauer: mehrere Wochen bis 1 Monat
    • unspezifische Symptomatik: Lymphknotenvergrößerung, Fieber, Durchfall, Leukopenie – verläuft meist unbemerkt
  2. asymptomatische Trägerphase – Dauer: mehrere Jahre
    • Aufgrund der Immundysfunktion kommt es häufig zu wiederholten bakteriellen, viralen und parasitären Infektionen (Pyodermien, generalisierte Demodikose, Lungenwürmer, respiratorische Erkrankungen,…)
    • Es besteht ein Zusammenhang zur felinen Gingivostomatitis
    • Zusätzlich ist das Risiko an einem Lymphom zu erkranken bei FIV-positiven Katzen 5 bis 6-fach erhöht
  3. Terminalstadium – Dauer mehrere Wochen bis Monate
    • Abmagerung, Panzytopenie, Fieber, Anorexie
    • Symptome entstehen meist nicht durch Virus selbst, sondern durch Sekundärinfektionen in Folge der Immundefizienz

Diagnose

Bei Freigängern, chronisch kranken Katzen sowie Katzen mit Bissverletzungen und Blutspendern ist das Erheben eines FIV-Status mittels Schnelltest (zB. IDEXX SNAP* Combo Plus) angeraten. Diese bestimmen mittels ELISA (Enzym-linked immunosorbent assay) FIV-Antikörper im Blut. Da das feline Immundefizienz Virus eine persistierende Infektion verursacht, ist ein positiver Antikörper-Titer beweisend. Die kommerziell verfügbaren Schnelltests zeigen laut Studien auch eine hohe Sensitivität/Spezifität (>92%/>99%). Bei einem negativen Ergebnis und hohem Verdacht einer Infektion sollte der Antikörpertest nach 60 Tagen wiederholt werden.

Katzenwelpen < 6 Monaten können maternale Antikörper tragen (Feldinfektion oder Impfung), weshalb eine Testung nach 6 Monaten wiederholt werden sollte.

Dieser Schnelltest kann in der Tierklinik St. Pölten im Haus durchgeführt werden.

Management

An FIV erkrankte Tiere stellen das größte Ansteckungspotential dar, weshalb eine Isolierung und Trennung von anderen Katzen essentiell ist. Sollte in einem Haushalt mit mehreren Katzen eine FIV-positiv sein, besteht der Rat sämtlich andere Tiere ebenfalls testen zu lassen. Halbjährliche Gesundenuntersuchungen helfen frühzeitig Folgeerkrankungen zu erkennen und ggf. zu therapieren.

Auch bei FIV-positiven Katzen ist die Diagnose und Therapie von Folgeerkrankungen gerechtfertigt, da viele dieser therapierbar sind.

Prognose

Die Langzeitprognose bei FIV-positiven Katzen ist schwierig abzuschätzen, konnte aber anhand von diversen Studien auf bis zu 6 Jahren nach Diagnosestellung ermittelt werden. Aufgrund dessen ist eine Euthanasie nur wegen eines FIV-positiven Ergebnis nicht zu rechtfertigen. Jedoch erhöht eine FIV-Erkrankung die Morbidität bei Katzen wesentlich, weswegen FIV-positive Tiere mit einer Vielzahl an Erkrankungen vorstellig werden können.

Quellen

  • Ettinger, Feldman, Cote (8te Ausgabe): “Textbook of veterinary medicine”