Mag. Nicole Klausner

Allgemeinmedizin und Dermatologie

Häufige Augenerkrankungen bei Hund und Katze

Zusammenfassung

Der folgende Artikel stellt eine Übersicht mit den häufigsten Augenerkrankungen, die wir bei Hund und Katze sehen, dar. Zusätzlich finden Sie eine kurze Beschreibung der Krankheit.

Sollten Sie den Verdacht haben, dass Ihr Tier an einem Augenproblem leidet, empfehlen wir eine Vorstellung bei uns in der Tierklinik. Dann kann eine genaue Untersuchung vorgenommen und das Krankheitsbild inklusive Vorgehensweise mit Ihnen besprochen werden.

Häufige Erkrankungen

Hornhautverletzungen:

Die Hornhaut ist ein Bestandteil der Augenhülle. Sie übernimmt zum Teil die Lichtbrechung und stellt so einen wichtigen Bestandteil des Sehvorganges dar.

Hornhautverletzungen können verschiedene Ursachen haben. Oft entstehen sie durch Kämpfe mit Artgenossen, aber auch Fremdkörper jeglicher Art (Äste, Gräser, …) können verantwortlich sein. Leidet das Tier unter einem trockenen Auge, kann auch dies zu Defekten führen. Klinisch zeigen unsere Vierbeiner eine gerötete und geschwollene Lidbindehaut (Konjunktivitis, Chemosis), Zusammenkneifen der Augenlider (Blepharospasmus), Augenausfluss, eine Trübung der Hornhaut und nicht selten ist auch das Allgemeinverhalten aufgrund der Schmerzen reduziert.

Wichtig ist herauszufinden ob ein Fremdkörper im Auge verblieben ist, gegebenenfalls muss dieser entfernt werden. Mittels eines Farbstoffes kann die Hornhaut angefärbt und so dargestellt werden wie groß der Defekt ist.

Die Therapie besteht aus antibiotischen und pflegenden Augenmedikamenten. Niemals dürfen Augenmedikamenten mit Kortison bei einer verletzten Hornhaut eingesetzt werden! Weiters sollten die Augen vor Selbsttrauma geschützt werden, zum Beispiel mittels Trichter.

In manchen Fällen reicht eine medikamentöse Therapie leider nicht aus und es müssen chirurgische Maßnahmen getroffen werden.

   

Keratokonjunktivitis sicca (KCS):

Das Hauptproblem bei dieser Erkrankung ist das Vorliegen eines trockenen Auges. Es wird nicht genügend flüssiger Anteil der Tränenflüssigkeit produziert. Diese ist wichtig für das Gleiten der Lider über die Hornhaut und Bindehaut und sorgt für die Ernährung der Hornhaut. Ist dieses System gestört kommt es zu Entzündungen und Schädigungen des Auges. Häufig ist diese Erkrankung autoimmun bedingt (selten: durch Verletzungen, Medikamenten-induziert).

Die Symptome sind: gerötete Augen, schleimiger Augenausfluss, Zusammenkneifen der Augen (Blepharospasmus).

Die Diagnose kann mithilfe des sogenannten Schirmer-Tränen-Tests erfolgen. Dieser zeigt uns wie viel Tränenflüssigkeit in einer Minute produziert wird. Handelt es sich um eine autoimmunbedingte KCS, wird eine Salbe verabreicht, die die Tränenproduktion lokal, durch Unterdrückung des Immunsystems, stimuliert. Unterstützend werden Tropfen zur Befeuchtung des Auges verwendet.

Bindehautentzündung:

Bindehautentzündungen können infektiöser und nicht-infektiöser Natur sein. Auch sekundär zu vielen anderen Augenerkrankungen können diese auftreten. Charakteristisch ist eine gerötete und geschwollene Lidbindehaut. Weiters kann es zu Augenausfluss und Juckreiz kommen.

Bei jungen Tieren, vor allem Hunden, handelt es sich oft um eine follikuläre Konjunktivitis. Diese entsteht durch eine starke Ausprägung der Lymphfollikel im Auge, meist durch die stattfindende Entwicklung des Immunsystems. Charakteristisch sind kleine Bläschen auf der Lidbindehaut. Meist verschwinden diese Veränderungen wieder von selbst. Man kann hier symptomatisch therapieren.

Viren können in seltenen Fällen Bindehautentzündungen hervorrufen. Bei Katzen ist dies öfter der Fall als bei Hunden. Bindehautentzündungen sind beim Hund oft sekundär zu anderen Problemen (KCS, anatomische Fehlstellungen, Fehlbewimperung, etc.). Auch gibt es Parasiten, die Konjunktivitiden verursachen können.

Bindehautentzündungen treten in vielen Fällen auch aufgrund von nicht-infektiösen Ursachen auf. Zu nennen sind hier Irritationen durch Staub, Rauch, Pollen und ähnliches. Wie auch beim Menschen können sich Allergien in den Augen widerspiegeln.

Die Therapie wird je nach Ursache ausgewählt. In manchen Fällen kann es nötig sein, dass Proben (zB. Tupfer) entnommen werden, um die Ursache zu diagnostizieren.

Glaukom:

Der Grüne Star ist durch einen Anstieg des Augeninnendrucks gekennzeichnet. Wird dieser nicht behandelt, kommt es schnell zur Erblindung des Auges. Symptome können Schmerzhaftigkeit, Trübung und Rötung des Auges sein. Die Pupille ist meist weit und reagiert oft nicht auf Lichtreize.

Normalerweise besteht ein Gleichgewicht zwischen der Produktion und dem Abfluss des Kammerwassers. Ist der Abfluss gestört, steigt der Druck im Auge an. Dies kann primär oder sekundär bedingt sein.

Primärglaukome entstehen ohne eine vorhergehende Augenerkrankung, sie sind vermutlich erblich bedingt. Beim Sekundärglaukom steht immer eine andere Erkrankung an erster Stelle und der erhöhte Augeninnendruck ist eine Folge davon. Darunter fallen chronische Entzündungen, Linsenluxationen, Blutungen ins Auge oder Neoplasien.

Mittels Tonometer (Gerät zur Messung des Augeninnendrucks) wird die Diagnose gestellt.

Die Therapie richtet sich nach der Ursache. Im Vordergrund steht eine Reduktion des Augeninnendruckes, um das Risiko von bleibenden Schäden am Auge zu minimieren. Hierfür haben wir verschiedene Medikamente zur Verfügung, die zum einen den Kammerwasserabfluss fördern und zum anderen die Kammerwasserproduktion drosseln. Wenn identifiziert und möglich, sollte das auslösende Problem behoben werden.

Ist das Auge bereits erblindet und macht dennoch Probleme (durch Schmerzen zum Beispiel) ist eine Enukleation angeraten.

Die Prognose für die Sehfähigkeit und den Erhalt des Auges ist abhängig davon, wie lange der Augeninnendruck bereits erhöht ist und was die Ursache dafür ist.

Katarakt:

Beim Grauen Star kommt es zur Linsentrübung. Je nachdem wie weit fortgeschritten diese ist, ist das Sehvermögen mehr oder weniger beeinträchtigt. Das Problem ist nicht nur der Visusverlust sondern auch mögliche, mit der Katarakt einhergehende, Entzündungen des Auges.

Eine Katarakt kann erblich bedingt sein oder infolge systemischer Erkrankungen (Diabetes mellitus, Infektionen, etc.) auftreten.

Medikamente zur Behandlung der Trübung existieren leider nicht. Die Therapie der Wahl ist die sogenannte Phakoemulsifikation, hier wird die Linse mittels Ultraschall zertrümmert und abgesaugt. Spezialuntersuchungen entscheiden vorher ob eine Operation für Ihr Tier sinnvoll ist. Hierfür muss die Netzhaut funktionieren. Andernfalls wird eine Operation keine Herstellung der Sehfähigkeit gewährleisten. Während der Operation entscheidet sich ob der Einsatz einer Kunstlinse möglich ist.

Lidrandtumoren:

Hierbei handelt es sich um Umfangsvermehrungen, die am Lidrand zu finden sind. Beim Hund sind diese Umfangsvermehrungen zumeist (in ¾ der Fälle) gutartig und sollten entfernt werden bevor sie zu groß zum Entfernen sind. Bei Katzen treten solche Veränderungen wesentlich seltener auf, sind aber öfter bösartig.

Sekundär kann es durch die Reibung des Tumors zu Schmerzen und Irritationen des Auges kommen. Die einzig sinnvolle Therapie ist eine chirurgische Entfernung der Veränderung. Wie diese genau erfolgt ist abhängig von der Größe und Lokalisation. Unabdingbar ist eine pathohistologische Untersuchung nach der Entfernung des Tumors, um eventuell notwendige Nachbehandlungen anschließen zu können.

Entropium/Ektropium:

Beim Entropium kommt es zum pathologischen Einrollen des Lids. Dadurch wird die Kornea durch die dem Lid aufsitzenden Wimpern gereizt. Dauert der Zustand lange an, kann es zu Ulzerationen und Pigmentierung der Hornhaut kommen. Ein Entropium kann angeboren sein, sekundär infolge von schmerzhaften Zuständen auftreten oder im Alter aufgrund multipler Veränderungen auftreten.

Das Gegenteil vom Entropium ist das Ektropium. Hierbei kommt es zum Ausrollen des Lids. Das Lid liegt somit nicht mehr dem Augapfel an und die Lidbindehaut ist Umgebungsreizen exponiert. In der Regel ist dies ein angeborenes Problem bei großen Rassen. Durch die Exposition kommt es zur chronischen Reizung der Bindehaut und zu Augenausfluss.

Bei beiden Fehlbildungen ist eine chirurgische Intervention mit der Korrektur der Fehlstellung notwendig. Das Entropium kann, wenn es infolge eines schmerzhaften Zustandes auftritt, auch temporär mit einem sogenannten „eyelid tacking“ versorgt werden.

Traumatischer Bulbusprolaps:

Mit diesem Krankheitsbild werden uns oft Tiere nach Unfällen vorgestellt. Gekennzeichnet ist es durch einen Vorfall des Augapfels aus der Augenhöhle. Es handelt sich hierbei um einen Notfall! Das Auge ist nicht mehr an seinem eigentlichen Platz, ist gerötet und schmerzhaft. Da der Lidschluss nicht möglich ist kommt es sekundär zu Hornhautverletzungen.

Das Auge muss schnellstmöglich reponiert werden, bis dahin muss es feucht gehalten werden, um ein Austrocknen und weitere Schäden zu vermeiden.

Wird ein Patient nach einem Trauma mit einem Bulbusprolaps vorstellig, geht es in erster Linie darum das Tier zu stabilisieren und etwaige lebensbedrohliche Verletzungen zu versorgen. Ist dies geschehen und der Patient soweit stabil muss entschieden werden, wie weiter verfahren wird. Wird der Augapfel zurückverlagert oder das Auge entfernt (= enukleiert) (abhängig von unterschiedlichen Faktoren, die im Laufe der Untersuchung erhoben werden).

Fehlbewimperung:

Durch Fehlbewimperungen kommt es zu chronischen Reizungen der Hornhaut. Daraus resultieren eine andauernde Entzündung und die Gefahr von Ulzerationen.

  • Distichiasis: Hier wachsen Wimpern aus den Ausführungsgängen der Lidranddrüsen und führen dadurch zu andauernden Reizzuständen.
  • Ektope Zilie: Haare wachsen durch die Innenseite des Lides und stehen somit senkrecht zur Hornhaut.
  • Trichiasis: In diesem Fall sind die Haare am richtigen Ort, durch anatomische Besonderheiten reizen sie allerdings die Kornea. Als Beispiele können hier Nasenfalten bei kurzschnäuzigen Rassen oder das Entropium genannt werden.

Bei der Trichiasis muss das Grundproblem behoben werden. Dies kann oft mit kosmetischen Operationen geschehen.

Eine ektope Zilie muss chirurgisch entfernt werden. Bei der Distichiasis kann eine Vereisung (=Cryotherapie) oder Elektroepilation versucht werden.

Iristumor:

Kommt es zu Flecken und Verfärbungen in der Iris, ist eine Unterscheidung zwischen einer Pigmentierung und einem Melanom oft schwierig. Sind die Veränderungen nicht erhaben, eher langsam wachsend und verursachen auch sonst keine Veränderungen im Auge ist eine Pigmentierung naheliegend. Verhalten sich die Veränderungen gegenteilig, sind sie also schnell wachsend, erhaben und führen sekundär zu Entzündungen und Problemen am Auge, muss an Tumoren (in der Regel ausgehend von Melanozyten) gedacht werden.

Quellen

  • Gould D, McLellan G (2018): BSAVA Manual of Canine and Feline Ophthalmology, 3.Auflage
  • Maggs DJ, Miller PE, Ofri R (2013): Slatters Fundamentals of Veterinary Opthalmology, Elsevier