Dr. Nikolaus Velich

Orthopädie, Chirurgie

Arthrose bei Hunden

Zusammenfassung

Arthrose ist eine der häufigsten Erkrankungen des Bewegungsapparates beim Hund. Rund 20 % aller Hunde erkranken im Laufe ihres Lebens daran. Schmerzen und Einschränkungen in der Beweglichkeit sind die Folge. Bei Arthrosen ist leider keine endgültige Heilung möglich, da es sich um eine chronische Erkrankung handelt. Das Ziel ist einen individuellen und patientenspezifischen Therapieplan zu erstellen, der dennoch ein schmerzfreies und bewegungsfrohes Leben ermöglicht.

Was ist eine Arthrose?

Unter einer Arthrose versteht man eine vorwiegend degenerative, nicht entzündliche und nicht infektiöse chronische Erkrankung der Gelenkknorpel. Man kann grundsätzlich zwei Arten der Arthrose unterscheiden. Eine primäre Arthrose, mit unbekannter Ursache, und eine sekundäre Arthrose, die zumeist traumatisch nach Fehl- oder Überbelastungen zustande kommt. Beide führen zu Knorpel- und Knochenveränderungen, was letztendlich zu chronischem Schmerz führt.

Im Gegensatz zur Arthritis, bei der die Leukozytenzahl in der Gelenkflüssigkeit erhöht ist, fehlt diese Erhöhung bei der Arthrose.

Ursachen

Verschiedene Faktoren wie Alter, Größe, Gewicht, mangelnde Bewegung und genetische Veranlagungen können die Entstehung begünstigen. Fehlstellungen der Gliedmaßen und instabile Gelenke, wie bei Dysplasien, die oft genetisch bedingt sind, führen zu Überlastungen und somit zu degenerativen Veränderungen. Zu den genetisch prädisponierten Rassen zählen Golden Retriever, Labrador Retriever, Deutscher Schäferhund, Berner Sennenhund und Deutsche Dogge.

Symptome

Die häufigsten Symptome sind Schwierigkeiten beim Aufstehen, Steifheit, Anlaufschwierigkeiten, Bewegungsunlust und Lahmheit.

Diagnose

Die Diagnose erfordert eine gründliche klinische Untersuchung, Ganganalyse und orthopädische Untersuchung. Zusätzlich sind Röntgenaufnahmen des betroffenen Gelenkes notwendig, um die Verdachtsdiagnose zu bestätigen. Das Röntgen ist zwar bestens geeignet, um knöcherne Veränderungen zu detektieren, aber Veränderungen des Gelenkknorpels können leider nicht dargestellt werden. Somit ist es möglich, dass hochgradige röntgenologische Veränderungen keine klinische Bedeutung haben, aber auch dass röntgenologisch unauffällige Gelenke hochgradig schmerzhaft sind. In einigen Fällen ist zur noch besseren Beurteilung und für eine endgültige Diagnose eine CT oder MRT Untersuchung notwendig.

Therapie

Die Therapie erfordert einen individuellen Ansatz. Tierbesitzer können durch Gewichtskontrolle, Ernährungsoptimierung und angemessene Bewegung einen wichtigen, wenn nicht sogar den wichtigsten Beitrag leisten. Spezielle Futtermittel und Nahrungsergänzungsmittel können die Gelenksgesundheit weiter unterstützen. In Studien haben bisher vor allem Produkte mit hohem Grünlippmuschel-Anteil positive Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf gezeigt.

Als Tierärzte haben wir die Möglichkeit alle oben genannten Prozesse durch adäquates Schmerzmanagement zu unterstützen. Aufgrund der antiinflammatorischen, analgetischen und antipyretischen Wirkung sind NSAIDs die Mittel der Wahl in der Arthrose-Therapie. Bei ausgewählten, sehr schwerwiegenden Fällen ist auch ein chirurgischer Eingriff möglich. Operationen können mit unterschiedlichem Grundgedanken durchgeführt werden, müssen aber ausführlich besprochen werden (zBsp. Versteifen des Gelenks bei Fehlstellungen (sog. Arthrodese) oder Ersetzen des betroffenen Gelenks durch Implantate (zBsp. Hüftprothese)).

Ein anderer sehr wichtiger Ansatzpunkt der Behandlung ist die Physiotherapie. Diese geschieht in der Regel auch unter tierärztlicher Obhut. Neben der direkten Behandlung der betroffenen Gelenke ist es wichtig, die Probleme, die aufgrund veränderter pathologischer Bewegungsabläufe und kompensatorischer Fehlbelastungen entstehen, zu erkennen und entsprechend zu behandeln. Dabei sollte der gesamte Bewegungsapparat durch gezielte Übungen und Muskelaufbau aufrechterhalten und, wenn möglich, verbessert werden.

Prognose

Da die bereits am Gelenkknorpel entstandenen Schäden irreparabel sind, ist eine Heilung im eigentlichen Sinne leider nicht möglich. Die Behandlung konzentriert sich daher darauf, die Lebensqualität zu optimieren. Frühe Diagnose und umfassende Therapieansätze tragen dazu bei, die Symptome zu lindern und ein schmerzfreies Leben zu ermöglichen.

Quellen

  • Johnston SA. Osteoarthritis: Joint anatomy, physiology, and pathobiology. Vet Clin North Am Small Anim Pract 1997; 27 (04) : 699-723
  • Loeser RF, Goldring SR, Scanzello CR. et al. Osteoarthritis: A disease of the joint as an organ. Arthritits Rheum 2012; 64 (06) : 1697-1707
  • Henderson AL, Latimer C, Millis DL. Rehabilitation and physical therapy for selected orthopedic conditions in veterinary patients. Vet Clin North Am Small Anim Pract 2015; 45 (01) : 91-121
  • Redwood D, Cleveland CS. Fundamentals of Chiropractic. 2nd ed. St. Louis,Missouri: Mosby; 2003
  • Zhang W, Ouyang H, Dass CR. et al. Current research on pharmacologic and regenerative therapies for osteoarthritis. Bone Res 2016; 4 : 15040
  • Impellizeri JA, Tetrick MA, Muir P. Effect of weight reduction on clinical signs of lameness in dogs with hip osteoarthritis. J Am Vet Med Assoc 2000; 216 (07) : 1089-1091
  • Keller A, Arthrose beim Hund multimodal managen, Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York, Jänner 2019